Nun habe ich mich doch entschlossen einen Beitrag zu diesem brisanten Thema zu machen.
Es geht um die Firma Electronic Arts (= EA) und der Software Origin. Dieses Produkt ist zum einen ein Onlineshop für digitale Güter (in diesem Fall Spiele und zugehörende Erweiterungen) und zum anderen eine Rechteverwaltung (= DRM). Der Zweck dahinter ist der Schutz gegen Raubkopierer und gegen den Weiterverkauf. Der digitale Erwerb kann dann nur auf den berechtigten Computer verwendet werden. Damit tritt es in direkter Konkurrenz zu Valve Steam. Ein vergleichbares Produkt, das genau das gleiche macht.
Das Thema ist aktuell besonders in den Medien weil es Voraussetzung für ein kürzlich erschienes Spiel ist: Battlefield 3. An sich ein Highlight für 2011, wenn da nicht eine Mitläufer wäre.
Gleich beim Start der Installation wird Origin verlangt. Dieses befindet sich nicht auf den DVDs. Sobald Origin installiert und eingerichtet wurde startet das kopieren der eigentlichen Spieldaten (rund 13 GB) von den beiden DVDs.
eine Frage des Preises
Je nach Preis für digitale Güter an sich nichts verwerfliches und hat wohl ebenso seine Vorteile (z.B. automatische Aktualisierung des Spiels). Besonders Steam lockt immer wieder mit sehr günstigen Preisen bei bestimmten Aktionen (wie z.B. zu Weihnachten). Dann können sehr gute Spiele statt 50,- Euro auch mal 20,- oder gar 5 Euro kosten. Es muss jeder selbst entscheiden für welche Leistung und Funktionen welcher Kaufpreis fällig wird. Gemeint wird hier also Preisabzug gegenüber DRM freier Software.
Onlinezwang | – 8,- Euro |
kein gedrucktes Handbuch | – 8,- Euro |
kein Wiederverkauf | – 5,- Euro |
*weitere Punkte einfügen* | *weiterer Preisabzug* |
Summe | – 21,- Euro |
Gute Preisaktionen findet man bei Origin nicht wirklich. Ich konnte Produkte finden, die zeitlich veraltet deutlich teurer als am Markt verkauft werden. In Origin wird ein Produkt A (Vermerk: verbilligt?) statt mit 50,- Euro um 30,- Euro verkauft. Im Handel (also es reicht wirklich ein Geschäft ums Eck…) ist das gleiche Produkt um 15,- Euro zu finden. Bei Steam war es während einer Aktion zumindest für ein paar Tage für 8,- Euro zu haben.
Man könnte natürlich diskutieren, dass digitale Güter zeitlich nicht altern. Aber der Inhalt – in diesem Fall das Spiel macht das sehr wohl. Neben dem offensichtlichem wie Grafik natürlich das Gameplay bzw. die Spielmechanik. Aber das Geschehen selbst verliert mit der Zeit seinen Reiz und Nachfolgeprodukte erscheinen.
Meist bei solchen Diskussionen wird aber die fortschreitende Entwicklung von Voraussetzungen vergessen. Dazu zählt das Betriebssystem und die Hardware. Schon ein Sicherheitsupdate und das Spiel läuft nicht mehr. Neuer Computer mit neuem Betriebssystem – tja Pech gehabt, wird nicht mehr unterstützt. Grafikkartentreiber aktualisiert und schon hat man mit Fehlern im Spiel zu kämpfen.
Wenn ein Spiel nicht (oder zumindest langsamer) altern soll, dann muss es vom Entwickler UND Publisher langjährig gepflegt werden. Dazu gehört neben Updates (Fehlerbereinigung, neue Funktionen, bessere Kompatibilität) ebenso die Community. Mit Sicherheit eine Kostenfrage für den Entwickler bzw. Publisher.
der Wissensdurst
Nebenbei der Preis ist nicht der gravierendste Unterschied. In Origin ist eine Spionagefunktion (= Spyware) eingebaut. Das Programm durchsucht die Festplatte und übermittelt entsprechende Daten immer wieder zu EA. Nach meinen Recherchen aber nicht unter allen Pfaden.
Eine Vorliebe hat das Programm für installierte Software. Somit alles was sich unter “C:\Programme” bzw. “C:\Programme (x86)” befindet. Ebenso werden entsprechende Stellen (z.B. wo alle installierte Programme und Spiele aufgeführt sind) in der Registrierung durchsucht. Gut, das machen bzw. machten auch schon andere…
Daneben wird aber ebenso ein allgemeiner Ordner für Einstellungen durchsucht. In diesem Fall “C:\ProgramData”, der standardmäßig versteckt ist. Darunter speichern Anwendungen und Spiele allgemeine Daten für alle Benutzer eines Computers. An sich sollten dort keine persönlichen Daten abgespeichert werden. Manche Programme speichern aber z.B. neben Vorlagen ebenso Sicherungen. Damit können persönliche Daten von Origin erfasst werden.
Auf Youtube sind bereits Videos ersichtlich, wo Origin die Daten von kritischen Daten wie z.B. die Steuererklärung erfasst. Daneben z.B. gezielt bereits vor der Installation von Origin gezielt nach anderen Produkten (in diesem Fall Steam) sucht.
- http://youtu.be/FDUgIibWwGg
- http://youtu.be/3TAZ-HN9cOk
Also der Fall mit der Steuererklärung zeigt aber nur dass der Ordner und nicht der Inhalt erfasst wird. Das mit Steam habe ich bei mir nicht geprüft.
Zugriffe auf definitiv private Daten unter Eigenen Dateien konnte ich bisher nicht feststellen. Ebenso sind Daten auf Netzwerklaufwerke ohne Bedeutung. Nebenbei ist unklar was EA nach dem Zugriff auf diese Daten schlussendlich zu sich selbst übermittelt.
Konsequenzen
Was auch immer gelesen und übermittelt wird. Das Unternehmen verstößt mit der EULA gegen gültige Gesetze in Europa. Nur blöd, dass das Unternehmen den Hauptsitz in den USA hat. Da sind strafrechtliche Konsequenzen zwar nicht unmöglich, aber mit Sicherheit schwieriger. Zumindest hat man das zwingende Recht auf Rückgabe, dass auch sehr gut funktioniert und anstandslos beim Händler durchgeführt werden kann.
Aufgrund des Drucks durch die Community (also der potentiellen Käufer) wird zumindest schrittweise immer wieder die EULA entschärft. Eine Änderung bei Origin ist aber noch nicht geschehen. Die Lizenzbedingungen sind schön und gut, aber wichtiger wäre wohl eine Anpassung bei dem Übeltäter selbst. Die Zeit wird zeigen wohin der Weg geht.
Lesenwertes und Eigenprüfung
Das Magazin GameStar hat auf der zugehörenden Webseite unter Special: Analyse zur EULA von EA Origin einen interessanten Artikel verfasst. Daneben gibt es unter TheOrigin.de eine gute Zusammenfassung über die aktuelle Situation.
Die notwendige Software für eigene Analyse, was EA Origin auf der Festplatte macht, ist im Microsoft Technet bei den Windows Sysinternals unter Process Monitor zu finden. Der Process Monitor kann heruntergeladen und installiert werden. Alternativ kann man diesen ebenso direkt aus dem Internet starten: Starte Process Monitor von live.sysinternals.com
Update 03.11.2011:
Bei dem Onlineauftritt des Magazins PC-Games gibt es einen sehr interessanten Artikel Battlefield 3: Origin und der Datenschutz – Analyse der angeblichen Spyware, neues Statement von EA und EULA-Änderungen. Darin werden zu vielen Punkten Argumente und Gegenargumente geliefert. Dabei wurden ebenso Daten von jemanden, der Origin genauer analysiert hat veröffentlicht. Diese Person soll der illegalen Szene angehören und trotzdem bestätigt dieser in vielen Teilen die Aussage von EA.
Meine eigenen Analysen haben gezeigt, dass Origin nie auf Eigene Dateien oder ähnliche persönliche Ordner zugreift. Nebenbei wird wie bereits erwähnt der Ordner “C:\ProgramData” gescannt (ohne scheinbar Inhalt einzulesen).
Definitiv Inhalt gelesen und geschrieben wird in Origin-Pfaden (einer unter “C:\ProgramData” und im Installationspfad von Origin). Eigentlich völlig normal.
Update 23.11.2011:
Bei dem EA Origin Client hat es mittlerweile eine Aktualisierung gegeben. Aber laut den angegebenen Neuerungen (zu finden im Origin Client) scheint es keine konkreten Änderungen im Bezug auf den Spyware-Vorwurf gegeben zu haben.
Mittlerweile habe ich auch unter “c’t” spricht Origin frei einen sehr interessanten Artikel gefunden, der den Origin Client völlig von allen Vorwürfen freispricht. War es zu viel Aufregung für nichts? Naja, zumindest ein komischer Beigeschmack bleibt sicher, denn die Lizenzbedienungen hatten in den ersten Versionen dem Programm schreckliches zugesprochen.
Update 14.12.2011:
Mittlerweile gab es den “Runden Tisch”, an dem Vertreter von Spielervereinigungen, Battlefield-Fanseiten sowie ein Journalist auf hochrangige Repräsentanten des Publishers zusammengetroffen sind. Einen Livestream oder Aufzeichnung hat es nicht gegeben. Dafür gibt es mittlerweile einige Berichte im Internet:
- Bericht bei Gamestar
- Bericht auf theorigin.de
- Bericht auf stigma-videospiele.de
- Bericht beim Verband für Deutschlands Video- und Computerspieler
Zwar waren dort nach meinem Wissen ausschließlich Personen aus Deutschland, aber möglich kommende Ergebnisse werden wohl auch einen Einfluss auf Österreich haben. Und diesbezüglich wurde sehr wichtige Themen angesprochen. Die Zukunft wird zeigen wohin EA geht…
Update 10.08.2022:
Leider musste ich den Link vom Verband für Deutschlands Video- und Computerspiele und theorigin.de zum “Runden Tisch” entfernen. Eine andere Quellen ist ebenso nicht mehr verfügbar. Diese konnten aber auf Archive.org gefunden werden und ist nun dorthin verlinkt. Dazu zählt stigma-videospiele.de.